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dpa-AFX: Chemie- und Pharmabranche: Forschungsausgaben bleiben praktisch stabil

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Chemie- und Pharmabranche wird
hierzulande im laufenden Jahr kaum mehr Geld in Forschung und Entwicklung
stecken als im Vorjahr. "Hohe Kosten am Standort, eine schlechte Ertragslage und
sich verschlechternde Innovationsbedingungen machen es immer schwerer, in
Deutschland zu forschen", mahnte Thomas Wessel, VCI-Vorsitzender des Ausschusses
Forschung, Wissenschaft und Bildung, am Donnerstag. Dennoch forschten in der
chemisch-pharmazeutischen Industrie nahezu alle Unternehmen. Fast jeder zehnte
Beschäftigte in der Branche arbeite in einem Forschungslabor.

Im vergangenen Jahr gaben die Unternehmen aus der Branche einer Schätzung
des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) zufolge mit rund 15,5 Milliarden
Euro vier Prozent mehr für Forschung und Entwicklung aus. Während
Pharmaunternehmen mehr Geld in die Entwicklung und Forschung steckten, stünden
in der Chemie die Budgets für diese Bereiche auf dem Prüfstand, sagte Wessel.

Zuletzt habe die Dynamik der Forschungsbudgets nachgelassen und eine Umkehr
dieser Entwicklung sei nicht in Sicht. Die Unternehmen hielten sich bei ihren
Ausgaben zurück, sagte der Manager. Für das laufende Jahr erwarte der Verband
daher kaum Zuwächse. Dies gelte vor allem für die Chemieforschung. In der
Pharmaindustrie sehe es hingegen leicht besser aus. Für 2024 geht der VCI von
einem branchenweiten Etat für Forschung und Entwicklung von 15,8 Milliarden Euro
aus.

Eine aktuelle Mitgliederumfrage des Verbands zeigt, dass 2024 nur jedes
vierte Unternehmen mehr in die Forschung und Entwicklung im Inland investieren
will. Das Interesse am Ausland hingegen wächst: Jedes dritte Unternehmen plant
außerhalb von Deutschland mit höheren Forschungsausgaben. "In anderen Ländern
sind die Kosten niedriger, öffentliche Förderprogramme besser und die Bürokratie
geringer", erläuterte Wessel. "Bei Ideen ist 'Made in Germany' zwar top,
'Moneymakers' sind diese Ideen aber im Ausland."

Noch sei Deutschland der viertgrößte Chemieforschungsstandort, aber andere
Nationen legten nach und investierten in ihre Innovationssysteme, warnte Wessel.
Umso wichtiger sei es, den deutschen Innovationsstandort zu stärken. Zwar könne
Deutschland durchaus mit Trümpfen punkten, wie etwa mit einer hervorragenden
Wissenschaftslandschaft mit weltweit anerkannten Forschungsorganisationen und
Hochschulen. Doch kranke das Land an strukturellen Problemen. Dazu zählten
überbordende Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren.

Zudem fehle eine Innovationsstrategie der Bundesregierung aus einem Guss.
"Hier ein neues Förderprogramm, dort ein neues Institut - das ist ein
Flickenteppich", kritisierte Wessel. Verstärkt werde diese Entwicklung durch
nicht abgestimmte Maßnahmen der Bundesregierung und ihrer Ressortabteilungen.
Auch mit der erneuten massiven Kürzung der Finanzmittel im Haushalt 2025 für die
Batterieforschung verspiele die Bundesregierung Vertrauen und gefährde so die
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in dieser Zukunftstechnologie.

Die chinesische Regierung werde hingegen in den nächsten
Jahren allein in die Grundlagenforschung zu Batterien umgerechnet rund
761 Millionen Euro investieren. Das sei etwa 6- bis 10-mal mehr als in
Deutschland, fügte er hinzu./mne/stk

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