dpa-AFX: ROUNDUP: Autokrise erwischt Hella - Aktie unter Druck
LIPPSTADT (dpa-AFX) - Die schwierige Lage der Autoindustrie durchkreuzt die
Geschäftspläne des Scheinwerfer-Herstellers Hella . Vor allem seit
Mitte des Jahres verschlechterten sich die Rahmenbedingungen weitaus stärker als
erwartet, erklärte Unternehmenschef Bernard Schäferbarthold am Donnerstagabend
in Lippstadt. Er rechnet mit weniger Umsatz und operativem Gewinn als zuletzt
und kappte seine Prognosen für das laufende Jahr. An der Börse kamen die
Neuigkeiten am Freitag schlecht an.
Die Hella-Aktie verlor am Vormittag nach zwischenzeitlich höheren Verlusten
zum Start noch rund 1,9 Prozent auf 87,30 Euro und war größter Verlierer im MDax
, dem Index der mittelgroßen Werte. Damit wurde das Papier noch
rund sechs Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel. Zwischenzeitlich war
der Kurs allerdings zweimal bis auf ein Rekordhoch von 92,70 Euro gestiegen -
das letzte Mal Anfang September. Mehr als 80 Prozent der Hella-Anteile gehören
dem französischen Autozulieferer Forvia .
Branchenexperte Christoph Laskawi von der Deutschen Bank zeigte sich von der
Prognosesenkung kaum überrascht und verwies auf die jüngsten Gewinnwarnungen von
BMW und Mercedes-Benz . Schließlich sei Hella stark
mit Premium-Autobauern verbandelt. Für andere Autozulieferer zieht der Analyst
negative Rückschlüsse. Dies gilt auch für Hellas Mutterkonzern Forvia.
Hella-Chef Schäferbarthold zeichnete ein trübes Bild der Lage: "Wir befinden
uns bereits seit Beginn des Geschäftsjahres in einem sehr anspruchsvollen
Branchenumfeld", sagte er laut Mitteilung. Das Management gehe davon aus, dass
sich die Belastungen für die Geschäftsentwicklung "nach vorne heraus weiter
intensivieren werden".
Für 2024 rechnet Schäferbarthold nun mit weniger Umsatz und operativem
Gewinn als bislang. Ohne Veränderung von Währungskursen und den Kauf oder
Verkauf von Geschäftsteilen soll der Erlös nur noch bei 7,9 bis 8,1 Milliarden
Euro landen. Zuvor hatte das Management noch die untere Hälfte der Bandbreite
von 8,1 bis 8,6 Milliarden im Auge. Vom Erlös sollen nur noch 5,5 bis 6,0
Prozent als operativer Gewinn übrig bleiben. Zuvor hatte die Unternehmensführung
noch die untere Hälfte des Korridors von 6,0 bis 7,0 Prozent in Reichweite
gesehen.
Als Grund der Prognosesenkung nannte Hella die schwache Fahrzeugproduktion.
Außerdem hätten sich Serienanläufe bei Kunden verschoben. Hinzu kam ein
ungünstigerer Produktmix vor allem in China.
Das Unternehmen will weitere Maßnahmen bei den Kosten ergreifen und sein
Sparprogramm in Europa beschleunigen. Die Zusammenarbeit im Forvia-Konzern soll
die Kosten senken. Zudem will Hella bei Investitionen sparen und das
Umlaufvermögen besser im Griff halten.
Unterdessen baut Hella stärker auf Geschäfte in Amerika und Asien. Im
bisherigen Jahresverlauf erzielte der Autoleuchten-Hersteller nach eigenen
Angaben dort rund zwei Drittel des Auftragseingangs. Dazu zählten Heckleuchten
und Karosseriebeleuchtung für einen chinesischen Autohersteller sowie große
Kundenaufträge eines US-amerikanischen Herstellers für Lichtelektronik und ein
digitales Fahrzeugzugangssystem./stw/men/jkr/jha/