dpa-AFX: ROUNDUP: Pfandbriefbank kappt Mittelfrist-Ziele und schrumpft US-Geschäft
FRANKFURT/GARCHING (dpa-AFX) - Die Deutsche Pfandbriefbank zieht unter ihrem neuen Chef Kay Wolf Konsequenzen aus ihrem jüngsten
Krisenjahr. Bis 2027 soll der Anteil der Büros im Kreditbestand deutlich sinken.
Stattdessen baut Wolf stärker auf die Finanzierung von Rechenzentren, Hotels und
Wohnanlagen für Senioren. Er dampft das verlustreiche US-Geschäft ein und will
die Abhängigkeit der Bank von Zinseinnahmen verringern. Das bisherige
Mittelfrist-Gewinnziel seines Vorgängers Andreas Arndt kommt dabei unter die
Räder.
An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an: Die Aktie der Pfandbriefbank
verlor nach den Neuigkeiten vom Donnerstagvormittag zeitweise fast sieben
Prozent an Wert. Zuletzt lag sie am frühen Nachmittag mit knapp sechs Prozent im
Minus bei 5,69 Euro und war damit Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax
. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier inzwischen rund
acht Prozent verloren. Im Februar war der Kurs jedoch vorübergehend auf deutlich
unter 4 Euro abgestürzt. Selbst heute wird die Aktie nur noch rund halb so teuer
gehandelt wie vor fünf Jahren.
Ein Vorsteuergewinn von 300 Millionen Euro sei bis 2027 nicht zu erreichen,
sagte der neue Bankchef Wolf anlässlich des Kapitalmarkttags am Donnerstag vor
Journalisten in Frankfurt. Sein langjähriger Vorgänger Arndt hatte sich diese
Marke vor eineinhalb Jahren bereits für 2026 gesetzt. Wenige Monate später
geriet die Pfandbriefbank jedoch in eine schwere Krise. Mit dem Einbruch des
Gewerbeimmobilien-Markts vor allem in den USA musste das Institut viel Geld für
Kreditausfälle zurücklegen.
Für die Zukunft will Wolf die Pfandbriefbank sicherer und profitabler
aufstellen. Dazu wolle die Bank "aus der Vergangenheit lernen und auf unseren
Stärken aufbauen". Dienten bisher mehr als 50 Prozent der Pfandbriefbank-Kredite
der Finanzierung von Bürogebäuden, sollen es künftig weniger als 40 Prozent
sein. Der Vorstand reagiert damit auf den Trend zu mehr Homeoffice und hybridem
Arbeiten. Auch Kredite für Mietshäuser stehen künftig weniger im Fokus.
Einzelhandel und Logistik sollen ihre Rolle behalten.
Stärker baut Wolf auf Kredite für Rechenzentren, Wohnanlagen für Senioren,
betreutes Wohnen und Hotels, die der Vorstand als profitablere und
wachstumsstärkere Segmente ansieht. "Das notwendige Fachwissen dafür haben wir
bereits im Haus", sagte er. Bei Vertragsabschlüssen soll die Rentabilität
stärker im Fokus stehen als bislang. Der Schwerpunkt des Geschäfts soll künftig
in Europa stattfinden.
Den Anteil des US-Geschäfts am Kreditvolumen will Wolf bis 2027 von 15
Prozent auf unter 10 Prozent zurückfahren: "Wir werden uns von der Westküste
verabschieden und uns vollständig auf die Ostküste konzentrieren." Der Fokus
liege künftig auf New York, Boston und der US-Bundeshauptstadt Washington. Neben
Bürogebäuden will er dort künftig auch Wohngebäude und Hotels finanzieren.
Bestehende Kredite von der Westküste will der Bankchef "wertschonend" abbauen.
Ein Notverkauf ist ihm zufolge nicht geplant.
Neues Geschäft mit weniger Risiko wittern Wolf und der neue Finanzchef
Marcus Schulte darin, Immobilienkredite für Investoren zu managen. Dabei geht es
einerseits um den hauseigenen Vermögensverwalter pbb invest, der Immobilienfonds
entwickelt und verkauft. In diesem Bereich hat Wolf auch Übernahmen im Auge.
Andererseits soll die Bank Immobilienkredite für Dritte managen, etwa für
Kreditfonds. Die Provisionseinnahmen der beiden Segmente sollen im Jahr 2027
bereits rund 10 Prozent zu den gesamten Erträgen der Bank beisteuern.
Die geplante Neuausrichtung sei "keine Revolution", räumte Wolf ein. Der
Aufbau des Provisionsgeschäfts solle das Institut allerdings ein Stück
unabhängiger von den Zinserträgen machen, aus den heute fast seine gesamten
Einnahmen stammen.
An den Wachstumsplänen seines Vorgängers orientiert Wolf sich nicht mehr.
Diese stammten aus einer anderen Zeit. Statt das Kreditvolumen mit
Gewerbeimmobilien bis 2026 auf 33 Milliarden Euro zu steigern, peilt der Manager
für 2027 rund 29 Milliarden an. Das entspricht etwa dem für 2024 geplanten
Niveau. Die Erträge sollen in drei Jahren mit etwa 600 Millionen Euro lediglich
wieder das Niveau von 2023 erreichen, während der Vorstand für 2024 mit einem
Rückgang auf etwa 525 bis 550 Millionen rechnet.
Für 2027 erwartet Finanzchef Schulte dabei einen Vorsteuergewinn über 200
Millionen, aber unter 300 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war das
Vorsteuerergebnis von 213 Millionen auf 90 Millionen Euro eingebrochen.
Deutlich steigern will der Vorstand die Rendite auf das materielle
Eigenkapital der Bank (RoTE). Sie solle von voraussichtlich weniger als drei
Prozent im laufenden Jahr auf rund acht Prozent im Jahr 2027 steigen, sagte
Schulte. Der frühere Bankchef Arndt hatte sich für 2026 eine Rendite von mehr
als zehn Prozent zum Ziel gesetzt, sich dabei aber auf die Verzinsung des
tatsächlichen Eigenkapitals vor Steuern bezogen.
Festhalten will Wolf an den Einsparzielen seines Vorgängers - und legt noch
etwas drauf. So wolle die Bank ihre Kosten wie geplant um 45 Millionen Euro
senken. Hinzu kämen Einsparungen im niedrigen bis mittleren zweistelligen
Millionenbereich, die teilweise wieder investiert würden. Das Verhältnis von
Kosten zu Erträgen soll unterdessen weiterhin auf weniger als 45 Prozent sinken.
Unterdessen ködert der Vorstand die Anteilseigner mit der Aussicht auf hohe
Ausschüttungen: Von den Nettogewinnen der Geschäftsjahre 2024 bis 2027 will die
Bank mindestens die Hälfte für Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien
ausgeben./stw/tav/mis