dpa-AFX: ROUNDUP: Deutsche Bank schafft Gewinnsprung dank Postbank-Vergleich
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Hin und Her im Rechtsstreit um die
Postbank-Übernahme hat der Deutschen Bank im dritten Quartal
einen kräftigen Gewinnsprung beschert. Weil der Dax-Konzern eine
Rückstellung aus dem zweiten Quartal teilweise auflösen konnte, entfiel auf die
Aktionäre unter dem Strich ein Profit von knapp 1,5 Milliarden Euro.
Vorstandschef Christian Sewing fasst nun den Rückkauf weiterer Aktien ins Auge.
Die verbliebenen Rechtsstreitigkeiten mit früheren Postbank-Aktionären bereiten
ihm nach der Vorlage der Zwischenbilanz am Mittwoch keine großen Sorgen mehr.
Am Finanzmarkt lösten die Neuigkeiten zunächst keine größere Reaktion aus:
Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate lag die Deutsche-Bank-Aktie
nahezu unverändert zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag.
Noch im Sommer hatte die Deutsche Bank schlechtere Nachrichten im Gepäck.
Wegen einer Rückstellung im Postbank-Rechtsstreit von 1,3 Milliarden Euro war
sie im zweiten Quartal sogar in die roten Zahlen gerutscht. Nach der Einigung
mit einem Großteil der Kläger aus der Reihe der früheren Postbank-Aktionäre
konnte sie nun jedoch 440 Millionen davon wieder auflösen.
Mit Blick auf einen Termin beim Oberlandesgericht Köln an diesem Mittwoch
sieht Sewing die Bank abgesichert. "Die verbleibenden Rückstellungen würden auch
eine für uns ungünstige Entscheidung vollständig abdecken", schrieb er am Morgen
in einem Brief an die Beschäftigten des größten deutschen Geldhauses.
Im Streit um die Postbank-Übernahme ging es vor allem um die Frage, ob die
2010 beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war - und
ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem damaligen öffentlichen Übernahmeangebot
faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte.
Auch aus dem Tagesgeschäft meldete die Deutsche-Bank-Spitze positive
Entwicklungen. Ohne die Effekte aus dem Postbank-Verfahren steigerte das
Institut seinen Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um 6 Prozent auf rund 1,8
Milliarden Euro. Das war den Angaben zufolge so viel wie nie zuvor in einem
dritten Quartal.
Gut lief es besonders in der hauseigenen Investmentbank: Vor Steuern
verdiente die Sparte dank höherer Erträge 813 Millionen Euro und damit 21
Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Fondstochter DWS legte zudem zu.
Im Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden musste die Deutsche Bank
hingegen Einbußen hinnehmen: Wegen rückläufiger Erträge und höherer
Rückstellungen für drohende Kreditausfälle warfen beide Sparten merklich weniger
ab als im Vorjahreszeitraum.
Auch konzernweit hinterließ die eingetrübte Wirtschaftslage ihre Spuren in
der Zwischenbilanz: So legte die Deutsche Bank fast 494 Millionen für faule
Kredite zurück - etwas mehr als im zweiten Quartal, aber rund doppelt so viel
wie im Sommer 2023. Für das Gesamtjahr rechnet das Management jetzt mit einer
Risikovorsorge von etwa 1,8 Milliarden Euro und damit mehr als bislang.
Hintergrund sei die verschlechterte Lage bei den Gewerbeimmobilien, sagte
Finanzvorstand von Moltke in einer Telefonkonferenz.
Dennoch sieht der Vorstand die Bank auf Kurs, ihre Ziele für das laufende
und das kommende Jahr zu erreichen. Finanzchef James von Moltke zeigte sich
zuversichtlich, die Erträge in diesem Jahr wie geplant auf 30 Milliarden Euro zu
treiben. Im kommenden Jahr sollen sie sogar auf 32 Milliarden Euro steigen.
Vor allem will das Management die Bank bis dahin ein ganzes Stück
profitabler machen. So soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE)
im Jahr 2025 mehr als 10 Prozent erreichen. Im dritten Quartal lag sie mit 10,2
Prozent zwar etwas über dieser Marke. Ohne die aufgelöste Rückstellung hätte sie
jedoch nur 7,6 Prozent betragen.
Unterdessen macht der Vorstand den Anteilseignern Hoffnung auf weitere
Aktienrückkäufe. Die Bank habe die entsprechende Genehmigung beantragt,
berichtete Sewing. Dabei zeigte er sich zuversichtlich, mehr Kapital an die
Anteilseigner auszuschütten als ursprünglich geplant. Damit sollte das Institut
für die Jahre 2021 bis 2025 mehr als acht Milliarden Euro für Dividenden und den
Rückkauf eigener Aktien ausgeben./stw/mis/jha/