dpa-AFX: ROUNDUP: Kion konkretisiert Jahresziele weiter - Aktie zieht an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Kion hat im
dritten Quartal die schwache Wirtschaft und die verhaltene
Investitionsbereitschaft verstärkt zu spüren bekommen. In den saisonal ohnehin
schwachen drei Monaten Juli bis September ging der Auftragseingang zurück,
Umsatz und operativer Gewinn bewegten sich nahezu auf Vorjahresniveau.
Finanzchef Christian Harm sprach im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur
dpa-AFX von "erwartungsgemäßen" Ergebnissen. Mit mehr Visibilität für das
Gesamtjahr konkretisierte er aber die Jahresziele und engte die zuvor
kommunizierten Spannen für den Umsatz und den Gewinn ein. Die Aktie legte zu.
Das im Index der Mittelwerte MDax notierte Papier stand am
Vormittag fast zehn Prozent höher. Analyst Akash Gupta von JPMorgan attestierte
eine "solide Performance", die den inzwischen gesunkenen Erwartungen der Anleger
seiner Meinung nach eine gewisse Erleichterung verschaffen dürfte. Er verwies
darauf, dass der Mittelwert der Gewinnprognose nun etwas höher liegt.
Wie schon nach dem zweiten Quartal präzisierte Kion abermals seine
Jahresziele: 2024 soll der Umsatz 11,4 bis 11,6 Milliarden Euro erreichen statt
der zuvor erwarteten 11,3 bis 11,7 Milliarden. Vergangenes Jahr lag der Erlös
bei gut 11,4 Milliarden. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und
Steuern (Ebit) soll nach den 2023 erreichten 790,5 Millionen Euro dieses Jahr
auf 850 bis 910 Millionen Euro steigen. Zuvor hatte Kion 830 bis 920 Millionen
erwartet. Auch die Spannen für den freien Barmittelzufluss sowie für die
Effizienz des eingesetzten Kapitals (ROCE) engte der Kion-Vorstand ein.
Kion bekommt in diesem Jahr die konjunkturelle Schwäche rund um den Globus
zu spüren und verkauft daher momentan vermehrt günstigere und kleinere
Lagertechnik. Zudem verlagern sich die Geschäfte etwas mehr in die Region
Asien-Pazifik, wo ebenfalls eher kleinere Modelle gefragt sind. Wie vom
Management bereits vor einigen Monaten erwartet wurde, setzten sich diese Trends
auch in der zweiten Jahreshälfte bislang fort. Hinzu kam im dritten Quartal die
saisonal bedingte Schwäche, unter anderem wegen der Sommerferien und damit
verbundener Urlaubszeit.
Und auch bei den von Kion angebotenen Produkten im Bereich der
Lagerautomatisierung halten sich viele Kunden weiter zurück, angesichts des
anhaltend schwachen Welthandels und in Erwartung weiterer Zinssenkungen. Trotz
der mittlerweile auch in den USA eingeleiteten Zinswende durch die US-Notenbank
Fed kann Finanzchef Harm hier bislang kaum Veränderungen in den Verhandlungen
mit Kunden beobachten.
Zumindest mit Blick auf die Wahlen in den USA gab sich der Manager
weitestgehend entspannt. Kion baue die lokale Fertigung insbesondere in
Nordamerika bereits seit Jahren aus, sagte Harm. Potenziellen Problemen durch
eine mögliche Verschärfung internationaler Handelsbeziehungen sei Kion daher
verhältnismäßig wenig ausgesetzt.
Im abgelaufenen Quartal ging der Auftragseingang im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um fast 10 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zurück. Das war
etwas besser, als die vom Unternehmen befragten Analysten erwartet hatten.
Dagegen schnitt Kion beim Umsatz leicht schwächer ab: Er sank um gut ein Prozent
auf rund 2,7 Milliarden Euro.
Nachdem vor allem die schwierige Materialversorgung in den vergangenen
Jahren für enorme Vorlaufzeiten bei den Bestellungen gesorgt hatte, dürfte der
Normalisierungsprozess nach Einschätzung von Finanzvorstand Harm bis zum
Jahresende weitestgehend beendet sein. Die Umsätze sollten dann im Einklang mit
dem Auftragseingang schwanken, sagte Harm. Momentan belaufen sich die
Vorlaufzeiten bei Kion auf rund fünf Monate.
Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern
(Ebit) sank im dritten Quartal um knapp zwei Prozent auf rund 220 Millionen Euro
und damit weniger stark als von Analysten erwartet. Laut Jefferies-Analyst Lucas
Ferhani lag das allerdings nur an geringeren Verwaltungskosten, die sich ins
Schlussquartal verschieben dürften.
Während der operative Gewinn aus dem Stapler-Geschäft schwächer ausfiel,
erholte sich das kriselnde Geschäft mit Lieferkettensystemen auf niedrigem
Niveau deutlich. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen trugen offenbar Früchte und die
wenig oder gar unprofitablen Altlasten können abgearbeitet werden. Unterm Strich
entfiel auf die Aktionäre mit gut 72 Millionen Euro fast 10 Prozent weniger
Gewinn.
Die aktuellen Tarifverhandlungen bewertete Finanzvorstand Harm kritisch: Die
konjunkturelle Lage lasse die von der Arbeitnehmerseite geforderte Lohnerhöhung
nicht zu, sagte Harm. Er sei aber zuversichtlich für eine Einigung. Die
Gewerkschaft IG Metall fordert 7 Prozent mehr Geld./lew/tav/jha/