dpa-AFX: ROUNDUP: Evonik bestätigt Jahresziele - Aktie dennoch unter Druck
ESSEN (dpa-AFX) - Evonik profitiert weiterhin von
Sparmaßnahmen und der Ausrichtung auf profitablere Spezialchemie-Geschäfte.
Zudem verkaufte sich das Tierfutter-Eiweiß Methionin zuletzt gut. Im dritten
Quartal lief es für den MDax-Konzern gewinnseitig besser als von
Analysten erwartet. Den Jahresausblick bestätigte Evonik-Chef Christian
Kullmann, auch wenn "uns der Gegenwind der Konjunkturkrise kalt ins Gesicht
bläst." Für den Aktienkurs ging es am Vormittag indes nach unten. So blicken
einige Experten teils vorsichtig auf das Schlussquartal.
Im dritten Quartal steigerte Evonik den Absatz im Jahresvergleich um 2
Prozent auf 3,83 Milliarden Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg indes um fast ein Fünftel auf
577 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Evonik laut Mitteilung vom
Mittwoch 223 Millionen Euro nach einem Minus von 96 Millionen vor einem Jahr.
Die zu Wachstumsbereichen erklärten Sparten Smart Materials und Specialty
Additives profitierten von höheren Absatzmengen und einer damit verbundenen
besseren Anlagenauslastung. Bei fast konstanten Umsätzen - so werden niedrigere
Rohstoffpreise in der Regel an Kunden weitergereicht - steigerten beide Bereiche
die operativen Gewinne deutlich. Specialty Additives etwa profitierte von einer
höheren Nachfrage nach Produkten für die Farben- und Beschichtungsindustrie
sowie nach Öladditiven.
In der Sparte Nutrition & Care lieferten höhere Preise für das
Tierfutter-Eiweiß Methionin Rückenwind. Analystin Georgina Fraser von der
US-Bank Goldman Sachs verwies in einer ersten Reaktion auf die Geschäftszahlen
aber darauf, dass die Preise für den Rohstoff zuletzt wieder gefallen seien. Der
Rückenwind für den Konzern durch dieses Geschäft werde zum Jahresende hin also
nachlassen.
Auch wenn es im abgelaufenen Jahresviertel gewinnseitig etwas besser
gelaufen sei als gedacht, könnten die Markterwartungen für das Schlussquartal
fallen, merkte zudem Branchenkenner Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan an. So
habe ein Gespräch mit der Investor Relations-Abteilung nahegelegt, dass sich das
Umfeld für den Geschäftsbereich Performance Materials im Verlauf des dritten
Quartals verschlechtert habe. Daher erschienen die Markterwartungen für das
Schlussquartal für diesen Bereich zu hoch.
Allerdings strebt Evonik schon länger eine Trennung vom Geschäft mit
Standardchemikalien der Sparte Performance Materials an, zu der neben dem
bereits verkauften Superabsorber-Bereich auch der C4-Verbund rund um
petrochemische Zusätze für Kautschuk, Kunststoffe und Spezialchemikalien zählt.
Insgesamt treibt Chef Kullmann den Konzernumbau weiter vorn. So wurde im
abgelaufenen Quartal der Verkauf des Geschäfts mit Superabsorbern an ICIG
abgeschlossen und die Straffung zweier Geschäftsbereiche angekündigt. Die
Segmente Coating & Adhesive Resins sowie Health Care werden auf ihre
Kerngeschäfte konzentriert, Randbereiche sollen überwiegend verkauft oder in
Partnerschaften eingebracht gebracht werden.
Zudem wird gespart. Kostensenkungen und die laufende Verschlankung der
Verwaltung sollen 2024 etwa 400 Millionen Euro einsparen. Dagegen liefen einige
zu erwartende Kostensteigerungen, etwa bei Löhnen, hieß es weiter.
Den Jahresausblick bestätigte Kullmann, trotz des konjunkturellen
Gegenwinds. Demnach soll 2024 ein operativer Gewinn von 1,9 bis 2,2 Milliarden
Euro erzielt werden.
Der Evonik-Aktie half das nicht. Deren Kurs viel am Vormittag in einem
freundlichen Gesamtmarkt um 3,5 Prozent auf 19,40 Euro. Das Jahresplus schmolz
damit auf unter fünf Prozent zusammen./mis/lew/stk