dpa-AFX: BVB muss nun auch auswärts liefern: 'Es ist an der Zeit'
DORTMUND (dpa-AFX) - Keine Ausreden und ein klarer Auftrag: Zum Ende einer
bislang nervenberuhigenden Woche muss Borussia Dortmund noch
einmal liefern. Und das endlich auch einmal auswärts. "Ich habe auch Lust, nach
Mainz zu fahren und diesen Auswärtsfluch, den wir in dieser Saison vielleicht
haben, zu beenden. Es ist an der Zeit, am Samstag einen Auswärtssieg zu holen",
forderte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 1:0 (0:0) in der Champions League
gegen Sturm Graz deutlich von den BVB-Profis.
Nur wenn am Samstag beim FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) der dritte Dreier nach
dem starken 2:1 gegen RB Leipzig und dem erlösenden 1:0 am Dienstag gelingt,
gilt der BVB auch nach Ansicht der Verantwortlichen wieder als krisenfrei. Schon
der Sieg gegen den Bundesligazweiten Leipzig sei laut Kehl "nur ein kleiner
Schritt" in der Liga gewesen: "Wir müssen liefern."
Angesichts der vielen Verletzten derzeit ist das keine einfache Aufgabe für
den dünnen Kader. Schon am Dienstagabend war die Müdigkeit des Teams, das
notgedrungen zum dritten Mal binnen sieben Tagen mit demselben Personal auflief,
unübersehbar. "Bislang hat es die Mannschaft mit diesem Personal sehr gut
gemacht. Warum soll uns das nicht auch am Samstag nochmal gelingen?", sagte
Kehl. "Wir sind auch mit dieser Mannschaft natürlich in der Lage, in Mainz zu
gewinnen."
Kehl fordert Attribute, die dem BVB oft abgesprochen wurden
Dafür ist auch laut Kehl noch einmal eine "Willensleistung" nötig. Dabei
sind Mentalität, Wille und Gier Attribute, die den Dortmundern in den letzten
Jahren in entscheidenden Momenten immer wieder abgesprochen wurden. Zumindest in
den abgelaufenen beiden Spielen demonstrierten die müden verbliebenen BVB-Profis
dies nach fünf Auswärts-Niederlagen am Stück jedoch - zuhause mit mehr als
80.000 Fans im Rücken allerdings.
Jetzt kommt die Müdigkeit hinzu. "Das hat man vor allem in der zweiten
Halbzeit gemerkt", bekannte Dortmunds bester Mann gegen Graz,
Nationalverteidiger Nico Schlotterbeck. Die Pässe wurden immer unsauberer,
Sprints konnten nicht mehr konsequent durchgezogen werden. Bezeichnend, dass in
Donyell Malen ein verhältnismäßig frischer Einwechselspieler den erlösenden
Siegtreffer erzielte (85. Minute).
Sahin: "Die Jungs sind am Anschlag"
"Die Jungs sind wirklich am Limit. Sie sind am Anschlag", sagte Chefcoach
Nuri Sahin, der vor den beiden Siegen schon in der Kritik gestanden hatte, nun
aber mehr denn je das Vertrauen der Bosse genießt. Der erst 36 Jahre alte
Ex-Profi gab sich auch notgedrungen unnachgiebig. "Ich kann ihnen keine Pause
geben. Einmal müssen wir noch. Das Spiel ist für uns extrem wichtig", so Sahin.
Denn in der Champions League ist sein Team mit neun Punkten aus vier von
acht Vorrundenspielen klar auf Achtelfinal-Kurs und derzeit der erfolgreichste
aller deutschen Teilnehmer. In der Liga besteht aber noch Nachholbedarf. Nach
neun Spieltagen stehen die Westfalen nicht auf einem Champions-League-Rang und
damit unterhalb der Marke, an der am Ende jeder BVB-Trainer gemessen wird.
"Wenn wir das Spiel ziehen, sind wir wieder da. Dann können wir den
Anschluss halten nach oben", sagte Sahin, dem in Mainz in Julian Ryerson, Yan
Couto und eventuell Waldemar Anton zumindest wieder mehr Abwehralternativen zur
Verfügung stehen. Allerdings ist im gelbgesperrten Ramy Bensebaini auch eine
Defensivkraft wieder nicht dabei.
Sahin setzt auf Entspannung während Länderspielpause
Und in der dann anstehenden Länderspielpause soll sich die Situation
eigentlich noch mehr entspannen. So hofft Sahin zumindest. Denn etliche seiner
Profis werden wieder auf Länderspielreisen sein, auch die angeschlagenen. Marcel
Sabitzer etwa, der schon gegen Leipzig wegen muskulärer Probleme ausgewechselt
werden und auch gegen Graz früher runter musste, wurde am Mittwoch für die
Nations-League-Spiele Österreichs nominiert./lap/DP/jha