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dpa-AFX: ROUNDUP: Alle Jahre wieder: Konsumflaute und Händler-Frust vorm Fest

BERLIN (dpa-AFX) - Adventskalender und Weihnachtsgebäck liegen in den
Supermarktregalen. In einigen Innenstädten laufen die Vorbereitungen fürs Fest.
Beleuchtung wird befestigt, Buden für den Weihnachtsmarkt aufgebaut. Es wird
ernst. Die meisten Menschen in Deutschland beginnen im November mit dem Kauf der
Geschenke. Jede Person plant im Schnitt 297 Euro für Geschenke ein, wie eine
repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag des Handelsverbandes Deutschland (HDE)
zeigt. Das sind zwei Euro mehr als im Vorjahr. Gutscheine, Spielwaren, Kosmetik,
Bücher und Bekleidung sind wieder besonders begehrt.

Für viele Menschen ist die Weihnachtszeit die schönste des Jahres, für
Einzelhändler die wichtigste. In den Wochen vor dem Fest wird der meiste Umsatz
gemacht. Die Unternehmen hoffen auf einen halbwegs versöhnlichen Abschluss. Wird
das Weihnachtsgeschäft besser als 2023, als viele enttäuscht waren? Der HDE
erwartet das nicht. Laut Vorhersage des Verbandes wird es mit Blick auf den
gesamten Einzelhandel, also stationär und online, zumindest nicht schlechter
laufen. Die Umsätze dürften demnach inflationsbereinigt voraussichtlich auf
Vorjahresniveau liegen.

2024 brachte nicht den ersehnten Aufschwung

2024 war erneut schwierig. Das Jahr brachte nicht den ersehnten Aufschwung
und lief sogar noch schlechter als angenommen. Der Handelsverband korrigierte in
dieser Woche seine Jahresprognose deutlich nach unten. Erwartet wird lediglich
ein nominales Umsatzplus von 1,3 Prozent auf 657 Milliarden Euro. Bereinigt um
Preissteigerungen entspricht das im Vergleich zum Vorjahr einem Nullwachstum.
Eigentlich hatte der Verband für dieses Jahr ein nominales Plus von 3,5 Prozent
prognostiziert.

Die Ursache: Viele Menschen sparen, statt ausgiebig zu konsumieren, obwohl
sich die Inflation zuletzt abgeschwächt hat. Die vielfach gestiegenen und als
hoch empfundenen Preise, Kriege und wirtschaftliche Verunsicherung drücken
jedoch weiterhin auf Stimmung und Kauflaune. Konsum sei zu einem hohen Anteil
Psychologie, sagt HDE-Präsident Alexander von Preen. "Hier sieht es aktuell
nicht richtig gut aus. Das führt dazu, dass die Menschen ihr Geld eher
zusammenhalten."

Jeder Dritte will weniger für Geschenke ausgeben

Kaum etwas spricht dafür, dass die Kauflaune zum Jahresende überraschend
stark anzieht. Jeder Dritte will laut einer repräsentativen Appinio-Umfrage
weniger Geld für Geschenke ausgeben als 2023, nur 12 Prozent mehr. Kunden
verzichten vor allem auf nicht unbedingt notwendige Anschaffungen wie
Elektronik, Haushaltsprodukte, Möbel, Kleidung und Schuhe. 70 Prozent können
sich nach eigenen Angaben weniger leisten als vor sechs Monaten.

Kein anderes Thema macht den Menschen in Deutschland zurzeit so viel Angst
wie die steigenden Lebenshaltungskosten, wie eine kürzlich veröffentlichte
Studie der R+V-Versicherung zeigt. Viele glauben nicht, dass sich die
finanzielle Situation bald verbessert. Das spüren die Händler. Jeder Zweite
berichtet über sinkende Umsätze im ersten Halbjahr, im Möbelhandel gaben dies
sogar drei von vier Betrieben an.

Während asiatische Shoppingportale wie Temu stark zulegen, ist die Lage
vieler etablierter Unternehmen schwierig, teilweise existenziell. Die Folgen
sind in den Fußgängerzonen zu sehen. Die Warenhauskette Galeria schloss im
Sommer erneut Standorte. Die Modemarke Scotch & Soda machte alle Filialen dicht,
der Kosmetikhändler Body Shop etwa die Hälfte. Bei Esprit wird in diesen Tagen
die letzte Ware abverkauft, bevor die Geschäfte Ende des Monats endgültig
schließen. Unklar ist, wie es beim insolventen Dekohändler Depot weitergeht.

Händler von Sportartikeln und Spielwaren optimistischer

Positive Tendenzen? Gibt es wenig. Das HDE-Konsumbarometer und der
Konsumklimaindex des Marktforschers GfK legten kürzlich leicht zu. Der
Einzelhandel verzeichnete zuletzt drei Monate in Folge inflationsbereinigt ein
Plus im Vergleich zum Vorjahr. Die Branche blickt trotzdem verhalten auf das
Weihnachtsgeschäft. 80 Prozent erwarten laut einer Händler-Befragung des HDE,
dass viele Kunden zurückhaltend einkaufen. Nur 30 Prozent gehen davon aus, dass
der Kauf von Geschenken nicht unter der schlechten Stimmung leiden wird.

Dabei sind die Unterschiede je nach Branche teilweise groß. Unternehmen aus
den Bereichen Unterhaltungselektronik, Sportartikel, Spielwaren, Uhren und
Schmuck sind dem HDE zufolge optimistischer. Bei Haushaltswaren, Möbeln, Schuhen
und Lederwaren, Bekleidung und Nahrungsmitteln fürchten viele, dass das
Weihnachtsgeschäft schlechter läuft als 2023. In den Innenstädten war zuletzt
kein nennenswerter Aufwärtstrend zu beobachten. Die Frequenz der Passanten auf
den deutschen Einkaufstraßen war in den vergangenen Monaten kaum höher als im
Vorjahr, wie Auswertungen des Datenportals Hystreet zeigen.

Kunden schauen stark auf Preise und Sonderangebote

"Bis zum Jahresende wird voraussichtlich nicht mehr viel passieren", sagte
die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, der "Wirtschaftswoche". Die
verunsicherten Verbraucher legten ihr Geld auf die hohe Kante. Der
Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH, Kai Hudetz, kann sich
vorstellen, dass das Weihnachtsgeschäft immerhin etwas besser verläuft als 2023.
"Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin." Die Konsumlaune helle sich aber
nur langsam auf.

Die Kunden schauen beim Einkaufen weiter stark auf Preise und
Sonderangebote. Besonders beliebt sind deshalb Aktionstage wie der Black Friday.
Für die Händler hat dies jedoch auch Schattenseiten: Sie verkaufen mehr,
verdienen wegen der hohen Rabatte jedoch oft weniger./cr/DP/mis

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