dpa-AFX: ROUNDUP: Deutsche Pfandbriefbank sieht Talsohle erreicht - Aktie legt zu
GARCHING (dpa-AFX) - Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb)
erwartet für die nahe Zukunft noch keinen Aufschwung im kriselnden
Gewerbeimmobilienmarkt. Einen weiteren Preisverfall erwartet der neue
Vorstandschef Kay Wolf zwar nicht. Dennoch hält sich das Institut beim Abschluss
neuer Kredite weiter zurück und rechnet für das laufende Jahr mit weniger
Neugeschäft als zuvor geplant. Nach dem herben Gewinneinbruch von 2023 sieht
Wolf die Bank immerhin auf Kurs, ihr Vorsteuerergebnis wie angekündigt deutlich
zu steigern. An der Börse sorgten die Nachrichten für Erleichterung.
Die Aktie der Pfandbriefbank gewann am Vormittag zeitweise rund neun
Prozent. Am frühen Nachmittag lag sie noch mit 4,4 Prozent im Plus bei 5,17 Euro
und gehörte damit zu den stärksten Titeln im Nebenwerte-Index SDax
. Nach einem Kurseinbruch im Frühjahr wird das Papier noch rund 16
Prozent billiger gehandelt als zum Jahreswechsel. Im Februar war der Kurs
zeitweise auf weniger als 3,70 Euro gesackt, hatte sich aber ab März erholt.
Die im Münchner Vorort Garching ansässige Pfandbriefbank ist auf die
Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Europa und den USA spezialisiert. Vor
allem der Markt für Büros war nach dem Ende der Nullzins-Phase vor zwei Jahren
mit sinkenden Preisen und Erträgen in die Krise gestürzt, sowohl in den USA als
auch in Europa gerieten etliche Immobilienfonds und Projektentwickler in
finanzielle Schwierigkeiten.
Bei den Immobilienpreisen sei der Boden erreicht, sagte der Bankchef - sieht
jedoch noch "keine nachhaltige Wende". Unterdessen schätzt der Manager, dass das
schwankungsanfällige und unsichere Umfeld in den nächsten Quartalen erhalten
bleibt. Als einen von mehreren Gründen nannte er die politische Ungewissheit
über die künftige Wirtschaftspolitik der USA nach der Präsidentschaftswahl.
Die Pfandbriefbank war zwischenzeitlich selbst in schwierige See geraten,
steht mittlerweile aber wieder besser da. Im dritten Quartal verdiente die Bank
unter dem Strich 34 Millionen Euro und damit gut viermal so viel wie ein Jahr
zuvor. In den ersten drei Quartalen insgesamt stiegen die Erträge leicht auf 425
Millionen Euro, nach 415 Millionen im Vorjahr.
Der pbb-Vorstand ist bei der Kreditvergabe sehr auf Vorsicht bedacht, denn
das Neugeschäft belief sich in den ersten neun Monaten auf nur 2,5 Milliarden
Euro. Das waren 1,7 Milliarden weniger als in den ersten neun Monaten des
Vorjahres.
Für das Gesamtjahr hatte Bankchef Wolf bisher ein Neugeschäft von 6 bis 7
Milliarden Euro angepeilt. Jetzt sollen es nur noch etwa 5,5 Milliarden sein.
Der Löwenanteil davon soll im laufenden vierten Quartal unterschrieben werden.
Dem Vorstandschef zufolge hat die Bank viele Neuverträge in der Pipeline. Dabei
lege sie besonderen Wert auf die Marge.
Unterdessen versucht der Vorstand die Gefahr durch Kreditausfälle weiter in
den Griff zu bekommen. Im dritten Quartal legte die Bank 37 Millionen Euro für
gefährdete Darlehen zurück und damit deutlich weniger als ein Jahr zuvor. In den
gesamten ersten neun Monaten fiel die Risikovorsorge mit 140 Millionen
allerdings noch deutlich höher aus als im Vorjahreszeitraum mit 104 Millionen.
Nachdem der Vorsteuergewinn der Bank 2023 auf 90 Millionen Euro eingebrochen
war, peilt Wolf für 2024 weiterhin eine deutliche Steigerung an. Genauer
eingrenzen wollte er diese Prognose auf Nachfrage jedoch nicht und verwies dabei
auf die unsicheren Rahmenbedingungen.
Der Manager hatte die Führung der Pfandbriefbank im Frühjahr mitten in ihrer
Krise von ihrem langjährigen Vorstandschef Andreas Arndt übernommen. Im Oktober
strich er auch dessen mittelfristiges Gewinnziel für das Jahr 2026. Der von
Arndt angepeilte Vorsteuergewinn von mehr als 300 Millionen Euro sei auch 2027
nicht zu erreichen, sagte Wolf auf Nachfrage. Der Manager will nun den Anteil
der Büros im Kreditbestand deutlich senken und setzt stattdessen stärker auf die
Finanzierung von Rechenzentren, Hotels und Wohnanlagen für
Senioren./stw/cho/tav/jha