dpa-AFX: Oldtimer-Markt in Deutschland stagniert: 'Leute halten ihr Geld zusammen'
ESSEN (dpa-AFX) - Der deutsche Oldtimer-Markt tritt nach Einschätzung eines
Marktexperten auf der Stelle. "Die Stimmung ist ungebrochen gut, wie wir zum
Beispiel an Messebesuchen sehen, aber wenn's ans Kaufen geht, halten die Leute
ihr Geld zusammen", sagte der Geschäftsführer des Oldtimer-Bewerters
Classic-Analytics, Frank Wilke, der dpa. Die durchschnittlichen
Oldtimer-Verkaufspreise hätten sich 2024 mit einem bisherigen Schnitt von 16.500
Euro im Vergleich zum Vorjahr (15.800 Euro) nur wenig bewegt, sagte Wilke.
Classic-Analytics mit Sitz in Bochum sieht sich als bundesweit größtes Netz
für Oldtimer-Bewertung mit mehr als 1100 angeschlossenen
Oldtimer-Sachverständigen. Das Unternehmen ermittelt im Auftrag des Verbandes
der Automobilindustrie (VDA) regelmäßig den Deutschen Oldtimer Index. Für 2023
hatte der auf der Grundlage von 88 Fahrzeugen entwickelte Index zum Stichtag 1.
Januar 2024 ein Wachstum von nur einem Prozent gezeigt. Der VDA sprach von einer
"verlangsamten Entwicklung".
Wilke äußerte sich am Mittwoch bei einem Fototermin im Vorfeld der Auto- und
Tuningmesse "Essen Motor Show" (29.11.-8.12.), bei der es auch zahlreiche
hochwertige Oldtimer zu sehen gibt. Ausgestellt werden unter anderem mehrere
Ferraris und ein Bentley Continental , der in nur 48 Exemplaren
gebaut wurde.
Spitzenverkäufe bringen Millionen
Bei den absoluten Spitzenverkäufen dominiere klar der US-Markt, sagte Wilke.
Die fünf teuersten Oldtimer des Jahres 2024 seien über Auktionshäuser durchweg
in die USA gegangen zu Preisen zwischen 12 und knapp 18 Millionen Dollar
(11,3-16,9 Millionen Euro). Allein zwei der Fahrzeuge waren Ferraris 250 GT.
Bei den Kunden mit normalem Geldbeutel seien "analoge und von Hand
schaltbare" Old- und Youngtimer aus den 1980er und 1990er sowie den frühen
2000er-Jahren besonders beliebt. Gern gehandelt würden etwa der BMW
Z3, der Fiat Barchetta oder der Mazda MX 5.
Klassiker wie der erste Golf GTI aus den späten 1970er Jahren würden schon seit
einigen Jahren hoch gehandelt: So koste ein GTI aus der ersten Generation im
besten Zustand gute 30.000 Euro, sagte Wilke.
"Immer ein bisschen Liebhaberei"
Nur als Geldanlage schaffe sich schon wegen der Wartungs- und
Unterhaltskosten fast niemand Oldtimer an. "Es kommt immer ein bisschen
Liebhaberei dazu", sagte er. Preissteigerungen über die Jahre würden aber
natürlich gern mitgenommen.
So wie bei dem Essener Autoverwerter Franz Maag, der sich bei dem Termin mit
einem der legendären Mercedes Flügeltürer 300 SL präsentierte.
Der 80-Jährige hatte den 215 PS starken Wagen (Baujahr 1954) vor rund 50 Jahren
für knapp 50.000 Mark erworben. Heute sei das Auto 1,2 bis 1,3 Millionen Euro
wert, schätzte Wilke. "Ich würde ihn auch für zwei Millionen nicht abgeben",
sagte Maag.
Oldtimer sind Fahrzeuge, deren Erstzulassung mindestens 30 Jahre
zurückliegt, bei Youngtimern sind es 20 bis 30 Jahre./rs/DP/jha