dpa-AFX: ROUNDUP 2: US-Unternehmen Halozyme will Evotec übernehmen - Kurssprung
(neu: Kurs aktualisiert, weitere Analystenstimmen und Halozyme-Aussagen.)
SAN DIEGO/HAMBURG (dpa-AFX) - Die US-Biotechfirma Halozyme Therapeutics
will den deutschen Wirkstoffentwickler Evotec kaufen. Dem Unternehmen sei ein entsprechender Vorschlag übermittelt worden,
teilten die Amerikaner am Donnerstagabend nach Börsenschluss mit. Der gebotene
Preis liege bei 11 Euro je Aktie in bar und bewerte Evotec mit zwei Milliarden
Euro. Evotec bestätigte den Eingang einer dementsprechenden
Interessensbekundung. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber
berichtet. Mit dem Angebot könnte ein Übernahmekampf bevorstehen. Die
Evotec-Aktie legte am Freitag deutlich zu.
Das im SDax notierte Papier gewann knapp 21 Prozent auf 10,42
Euro und erreichte ein Hoch seit Mai. Seit Jahresanfang hat das Evotec-Papier
allerdings damit noch immer gut die Hälfte an Wert eingebüßt. Mitte Oktober war
die Aktie sogar bis auf gut 5 Euro gefallen. Die Halozyme-Aktie sank am Freitag
im vorbörslichen US-Handel um 4,5 Prozent.
Analyst Charles Weston von der kanadischen Bank RBC machte in einem
Kommentar die Komplexität von Evotecs Geschäftsmodell, Druck des Marktes sowie
eine durchwachsene Umsetzung von Vorhaben für die zuletzt schwache
Kursentwicklung verantwortlich. Allerdings habe Evotec viel schlummerndes
Potenzial und Chancen für bedeutendes langfristiges Wachstum. JPMorgan-Analystin
Jessica Fye schrieb, wegen der Unterschiede zwischen Evotecs Geschäften und
denen von Halozyme könnte es dauern, bis den Marktakteuren klar werde, was ein
solcher unerwarteter Deal für Halozyme bedeute.
Evotec teilte mit, eine unverbindliche Interessensbekundung bezogen auf ein
Übernahmeangebot mit einem Angebotspreis von 11 Euro je Aktie erhalten zu haben.
Eine vorherige Kontaktaufnahme habe es nicht gegeben. Evotec werde das Interesse
analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt informieren.
Darüber hinaus war das Unternehmen zunächst nicht für eine Stellungnahme zu
erreichen.
Halozyme will sich durch die Übernahme breiter aufstellen und Umsatz- und
Ergebniswachstum bis mindestens ins kommende Jahrzehnt sichern, wie
Unternehmenschefin Helen Torley sagte. Unter anderem hat es Halozyme auf die
Plattform Just Evotec abgesehen, welche die Massenherstellung von Biologika
künftig günstiger machen könnte. Biologika sind Arzneistoffe oder Impfstoffe,
die biotechnologisch oder mithilfe von gentechnisch veränderten Organismen
hergestellt werden. Sie dienen unter anderem dem Ersatz körpereigener Proteine.
Für Analyst Christian Ehmann von Warburg Research ist Just Evotec das klare
Ziel der US-Amerikaner bei der geplanten Übernahme. Die Plattform habe bereits
bedeutendes Interesse am Markt hervorgerufen und Aufträge des
Generikaherstellers Sandoz sowie vom US-Verteidigungsministerium
erhalten.
Mit dem Interesse der Amerikaner könnte es zu einem Übernahmekampf um Evotec
kommen. Anfang der Woche war bekannt geworden, dass der Finanzinvestor Triton
seine Beteiligung an dem Unternehmen in der vergangenen Woche von 5,6 Prozent
auf rund 9,2 Prozent aufgestockt hat. Laut einer Mitteilung an die
US-Börsenaufsicht SEC vom Ende vergangener Woche sind es inzwischen fast 10
Prozent. Jefferies-Analyst Benjamin Jackson schrieb, das Angebot von Halozyme
werfe ein Schlaglicht auf den möglichen Wert von Evotec für Interessenten.
Bloomberg hatte zu Wochenbeginn berichtet, dass Triton eine Übernahme
auslote und dazu das Gespräch mit Evotecs Vorstand gesucht habe. Ein Sprecher
des Unternehmens hatte anschließend gesagt, dass es über Tritons Einstieg hinaus
keine Diskussion oder Verhandlung gegeben habe.
Neben Triton sind laut Evotec unter anderem der dänische Pharmakonzern Novo
Nordisk mit 8 Prozent und der Staatsfonds des arabischen Emirats
Abu Dhabi, Mubadala Investment, mit 7 Prozent an dem deutschen Unternehmen
beteiligt.
Evotec aus Hamburg erforscht und entwickelt Wirkstoffe für die
Pharmaindustrie. Zuletzt hatte das Unternehmen mit Problemen zu kämpfen. Im
Frühjahr 2023 wurde es Opfer eines Hackerangriffs. Zuletzt machten ihm hohe
Kosten für den Aufbau zweier Biologika-Anlagen und ein schwaches Marktumfeld zu
schaffen. Anfang 2024 hatte der bisherige Vorstandschef Werner Lanthaler
überraschend das Unternehmen verlassen. Der neue Konzernchef Christian
Wojczewski soll Evotec wieder in die Spur bringen./men/he/gl/stk