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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Thyssenkrupp schreibt erneut Milliardenverlust - Besserung geplant

(Neu: Kurs, Analysten der Baader Bank und von JPMorgan)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat im
vergangenen Geschäftsjahr erneut einen Milliardenverlust verzeichnet. Unter dem
Strich stand 2023/24 (per Ende September) ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden
Euro, nach einem Verlust von 2 Milliarden Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen
am Dienstag in Essen mitteilte. So schrieb Thyssenkrupp rund eine Milliarde auf
das schwächelnde Stahlgeschäft ab. Weitere Wertberichtigungen gab es im
Stahlhandel sowie im Automotive-Geschäft. Dazu belasteten Kosten für die
laufende Restrukturierung.

Für die Aktien zeichnete sich am Morgen im vorbörslichen Handel kein klarer
Trend ab. Der Kurs schwankte teils deutlich um den Xetra-Schluss von 3,40 Euro.
Damit dürfte der jüngste Bodenbildungsversuch im Bereich zwischen rund 3,10 und
etwa 3,50 Euro weitergehen. 2024 haben die Papiere fast die Hälfte an Wert
verloren.

Analyst Christian Obst von der Baader Bank wertete die Entwicklung von
Umsatz, operativem Ergebnis und freiem Finanzmittelfluss in einer ersten
Reaktion ebenso positiv wie die Dividendenankündigung. Einen positiven
Kurstreiber für die Aktien sieht er allerdings nicht, denn die Auftragseingänge
fielen und es würden nach wie vor "Barmittel verbrannt".

Eine sinkende Nachfrage und niedrigere Stahlpreise sorgten für einen
Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 35 Milliarden Euro. Der Auftragseingang
nahm um elf Prozent auf 32,8 Milliarden Euro ab. Neben schwachen Geschäften der
Stahl- sowie der Handelssparte verzeichnete auch das Automotive-Geschäft
Rückgänge. Lediglich die Marinesparte konnte zulegen. Das bereinigte Ergebnis
vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um knapp ein Fünftel auf 567 Millionen Euro.
Damit erreichte das Unternehmen seine zuletzt gesenkte Prognose.

Dabei verzeichnete Thyssenkrupp operativ einen versöhnlichen Abschluss: Der
Umsatz verharrte im vierten Geschäftsquartal mit 8,8 Milliarden Euro auf dem
Vorjahresniveau und das bereinigte Ebit stieg um 72 Prozent auf 151 Millionen
Euro. Mit Ausnahme des Stahlgeschäfts konnten alle Sparten ihre Ergebnisse
verbessern. Damit fielen die Zahlen besser aus als von Analysten erwartet.
Positiv entwickelte sich auch der freie Mittelzufluss vor Übernahmen und
Fusionen: Er erreichte rund eine Milliarde Euro. Wegen der Wertberichtigungen
verbuchte Thyssenkrupp jedoch einen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Euro.

Im neuen Geschäftsjahr will das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen
zurückkehren. Das Konzernergebnis soll 100 bis 500 Millionen Euro erreichen, wie
Thyssenkrupp weiter mitteilte. Dabei geht das Unternehmen von einer
Stabilisierung seiner Geschäfte im Stahl, Handel sowie Automotive in der zweiten
Hälfte des Geschäftsjahres aus. Der Umsatz soll mindestens das Vorjahresniveau
erreichen und um bis zu drei Prozent zulegen. Das bereinigte Ebit sehen die
Essener zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Euro. Alle Geschäfte sollen
dazu beitragen. Profitieren werde Thyssenkrupp auch von seinem Transformations-
und Sparprogramm. Laut Analyst Dominic O'Kane von der Bank JPMorgan bewegt sich
der Geschäftsausblick auf dem Niveau der Markterwartungen.

"Das laufende Geschäftsjahr ist ein Übergangsjahr auf dem Weg, unsere
mittelfristigen Finanzziele auch in einem herausfordernden Umfeld zu erreichen",
kommentierte Konzernchef Miguel López. Unter anderem strebt der Konzern eine
bereinigte Ebit-Marge von vier bis sechs Prozent an. Im vergangenen
Geschäftsjahr betrug sie 1,6 Prozent.

"Mit Blick auf unsere strategischen Leitthemen wird das laufende
Geschäftsjahr ein Jahr der Entscheidungen - insbesondere für Steel Europe und
Marine Systems", so Lopez. Nach dem Ausstieg des Finanzinvestors Carlyle
aus dem Bieterprozess hält Thyssenkrupp an einer
Verselbstständigung der Marinesparte fest. Favorisiert wird nun ein Spin-off,
der Bereich bleibt aber den Angaben zufolge auch für industrielle
Partnerschaften weiter offen. Darüber hinaus führt Thyssenkrupp weiterhin
Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates.

Das schwächelnde Stahlgeschäft arbeitet weiter an einem neuen Geschäftsplan.
Um die Neuaufstellung war zuletzt ein heftiger Streit entbrannt, Teile des
Vorstands und des Aufsichtsrats der Sparte warfen hin. Der neue Chef, Dennis
Grimm, hatte in einem Gespräch zuletzt härtere Einschnitte angekündigt als
bisher geplant. Thyssenkrupp will sich von dem schwankungsanfälligen Geschäft
trennen und hat 20 Prozent an EPCG verkauft, eine Gesellschaft des tschechischen
Milliardärs Daniel Kretinsky. Angestrebt ist die Bildung eines
gleichberechtigten Gemeinschaftsunternehmens./nas/mis/gl/he/mis

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