dpa-AFX: ROUNDUP: Ringen um Waffenruhe im Krieg zwischen Hisbollah und Israel
TEL AVIV/WASHINGTON (dpa-AFX) - Im Krieg zwischen der libanesischen
Hisbollah-Miliz und Israel dringen die USA als Vermittler darauf, die
gegenseitigen Angriffe zu stoppen und möglichst bald eine Waffenruhe zu
erreichen. Dazu will US-Vermittler Amos Hochstein heute Medienberichten zufolge
den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie
Verteidigungsminister Israel Katz treffen. Die USA gaben sich optimistisch, dass
eine diplomatische Lösung bald möglich sei. Die Angriffe gehen jedoch weiter:
Israels Armee bombardierte unter anderem erneut Ziele nahe der Küstenstadt Tyrus
im Libanon.
Hochstein versucht die Gespräche über eine Waffenruhe vor Ort
voranzubringen. Bei der Unterredung mit Netanjahu dürfte es um einen US-Entwurf
für eine solche Kampfpause gehen. Hisbollah-Anführer Naim Kassim hatte am
Mittwoch gesagt, man habe den US-Vorschlag geprüft und dazu Anmerkungen gemacht.
Der Erfolg der Verhandlungen hänge nun von Israels Antwort ab und von der
"Ernsthaftigkeit" Netanjahus.
Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge sieht der US-Vorschlag vor, dass
Israel und die Hisbollah ihre Angriffe zunächst für 60 Tage aussetzen. Die
israelische Armee soll dann abziehen und die libanesische Armee an der Grenze
stationiert werden. Hält die Waffenruhe, sollen Israel und der Libanon
Verhandlungen über die vollständige Umsetzung der UN-Resolution 1701 führen.
Diese sieht unter anderem einen Rückzug der Hisbollah-Miliz hinter den
Litani-Fluss vor, der etwa 30 Kilometer von der faktischen Grenze zu Israel
entfernt ist.
Hochstein hatte am Dienstag nach Gesprächen mit dem libanesischen
Parlamentspräsidenten Nabih Berri in der libanesischen Hauptstadt Beirut von
Fortschritten berichtet. Berri ist ein Verbündeter der proiranischen Hisbollah.
US-Regierung: Israel hat wichtige Ziele im Libanon erreicht
Die US-Regierung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass Israel im Kampf
gegen die Hisbollah im Libanon wichtige Ziele erreicht hat und daher ein Ende
des Kriegs nahe sein könnte. Israels Armee habe die Infrastruktur der Miliz in
Grenznähe "wirklich sehr wirkungsvoll beseitigt", sagte
Außenministeriums-Sprecher Matthew Miller in Washington. Deshalb sei die
Hoffnung, "dass wir jetzt eine diplomatische Lösung finden können". Diese müsste
es den libanesischen Streitkräften ermöglichen, im Grenzgebiet zu
patrouillieren, um die Rückkehr der Hisbollah dort zu verhindern.
Die Schiiten-Miliz beschießt Israel nach eigenen Angaben aus Solidarität mit
der Hamas, die am 7. Oktober 2023 ein Massaker mit rund 1.200 Toten in Israel
verübt und damit den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. Nach unabhängig kaum zu
überprüfenden libanesischen Angaben liegt die Opferzahl seit Ausbruch der
kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israels Militär und der Hisbollah bei
mehr als 3.540 Toten und über 15.000 Verletzten.
US-Senat gegen Blockade von Waffenlieferungen
Auf die Unterstützung seines wichtigsten Verbündeten kann sich Israel wohl
weiter verlassen. Der US-Senat sprach sich mit großer Mehrheit gegen eine
Blockade von Lieferungen bestimmter Waffensysteme an Israel aus. Dabei ging es
um Munition für Panzergeschütze und Granatwerfer sowie Lenk-Vorrichtungen für
Bomben. Die Resolutionen zum Lieferstopp wurden von einer Gruppe von Demokraten
und dem mit ihnen Verbündeten unabhängigen Senator Bernie Sanders eingebracht,
die mit der Position des ebenfalls demokratischen Präsidenten Joe Biden
unzufrieden sind.
Den Vorschlägen waren schon vor der Abstimmung keine Erfolgschancen
eingeräumt worden. Selbst wenn sie den Senat passiert hätten, wäre eine
Ablehnung im Repräsentantenhaus mit der republikanischen Mehrheit so gut wie
sicher gewesen. Sanders hatte argumentiert, angesichts der vielen Opfer in der
Zivilbevölkerung in Gaza seien die Waffenlieferungen an Israel rechtswidrig.
Libanesische Küstenstadt bombardiert
Generalstabschef Herzi Halevi machte derweil ein weiteres wichtiges Ziel
Israels deutlich. Bei einem Besuch im Südlibanon sagte er: "Unser Auftrag ist
klar: Wir wollen die Bewohner Nordisraels sicher in ihre Häuser zurückbringen."
Mit der Zerstörung jedes Waffenlagers und jeder Stellung für Panzerabwehrraketen
und Boden-Boden-Raketen rücke Israel dem Ziel näher, "der Hisbollah schweren
Schaden zuzufügen".
Israels Armee bombardierte erneut Ziele nahe der Küstenstadt Tyrus im
Libanon. Dabei wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums
mindestens neun Menschen getötet und 65 weitere verletzt. Retter beseitigten
demnach Trümmer, um nach weiteren Opfern zu suchen.
Weiter östlich setzten Israels Bodentruppen ihre Offensive fort und drangen
Medienberichten zufolge in Richtung des Orts Kafrschuba im Grenzgebiet vor. Das
Dorf liegt in Nähe der strategisch wichtigen Ortschaft Chiam, in der es
Berichten zufolge seit Tagen Berichte Gefechte zwischen israelischen Truppen und
Hisbollah-Kämpfern gibt. Die Hisbollah erklärte, unter anderem eine Versammlung
israelischer Soldaten mit Raketen angegriffen zu haben.
Auch Angriffe auf Ziele im nördlichen Gazastreifen
Im Krieg gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas griff Israels Militär
auch erneut Ziele im Gazastreifen an. Medienberichten zufolge wurden in der
Nacht zu Donnerstag bei Luftangriffen auf mehrere Häuser im Norden des dicht
besiedelten Küstengebiets Dutzende Menschen getötet oder verletzt. Auch diese
Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden./hme/DP/zb