dpa-AFX: Prozess gegen Cum-Ex-Kronzeugen gestartet
BONN (dpa-AFX) - Im größten Steuerskandal der Bundesrepublik, den illegalen
Cum-Ex-Aktiengeschäften, hat vor dem Bonner Landgericht ein Strafprozess gegen
eine der Schlüsselfiguren begonnen. Dem deutschen Anwalt Kai-Uwe Steck werden
acht Fälle von besonders schwerer Steuerhinterziehung in den Jahren 2007 bis
2015 vorgeworfen, bei denen laut Anklage ein Steuerschaden von insgesamt 428
Millionen Euro entstanden sein soll (Aktenzeichen 62 KLS 1/24).
Steck war Kanzleipartner von Hanno Berger, der als treibende Kraft hinter
den Cum-Ex-Geschäften in Deutschland gilt. Berger ist inzwischen rechtskräftig
verurteilt, er sitzt im Gefängnis.
Bei dem Betrug verschoben Finanzakteure Aktien mit (cum) und ohne (ex)
Dividendenanspruch hin und her, um gar nicht gezahlte Steuern erstattet zu
bekommen. Der Fiskus und somit die Allgemeinheit wurde dadurch um einen
zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag geprellt. Die Hochphase von Cum-Ex war von
2006 bis 2011.
Dem 53 Jahre alten Steck kommt eine zentrale Rolle bei der Strafverfolgung
zu, da er 2016 auspackte und zum Kronzeugen der Staatsanwalt wurde. Seither trat
er in mehreren Cum-Ex-Verfahren als Zeuge auf und belastete die Angeklagten mit
seinen Aussagen. Sollte er verurteilt werden, dürfte sich seine Rolle als
Kronzeuge als strafmildernd auswirken.
2019 gab Steck mit Maske und unter Pseudonym in der NDR-Sendung "Panorama"
ein Interview, in dem er sich reumütig zeigte und die Cum-Ex-Geschäfte als
industrielle "Teufelsmaschine" bezeichnete. Er hat nach eigener Aussage 50
Millionen Euro daran verdient, dass er in Cum-Ex-Geschäfte involviert war und
vermögende Kunden beraten hat./wdw/DP/nas