dpa-AFX: Feuerwerk trotz höherer Preise 'beliebt wie nie'
EITORF (dpa-AFX) - Trotz gedämpfter Konjunktur rechnet Deutschlands größte
Feuerwerksfirma Weco damit, dass die Menschen in diesem Jahr mehr Geld für
Raketen, Böller und andere Pyrotechnik ausgeben. "Die Menge, die im Einzelhandel
bereitliegt, ist schätzungsweise ein Fünftel größer als im Vorjahr", sagt der
Vertriebsleiter von Weco, Oliver Gerstmeier, in Eitorf (NRW) und bezieht sich
dabei auf eigene Volumina und Branchenzahlen. In den vergangenen zwei Jahren sei
Feuerwerk im Handel nahezu ausverkauft gewesen, daher habe man das Angebot nun
deutlich aufgestockt. "Feuerwerk ist so beliebt wie noch nie."
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) schätzt das Angebotsplus auf
etwa 15 Prozent. Der Umsatz mit Silvesterfeuerwerk lag den Angaben zufolge Ende
2023 bei rund 180 Millionen Euro. Weco hat nach eigener Darstellung einen
Feuerwerk-Marktanteil von circa zwei Dritteln in Deutschland. Den Großteil
seiner Produkte importiert Weco aus China sowie im kleinen Umfang aus Staaten
wie Tschechien, wo Wunderkerzen hergestellt werden, und aus der Schweiz, woher
"Vulkane" kommen.
20 Prozent stellt die Firma an ihren beiden Standorten in Eitorf bei Köln
und in Kiel selbst her - damit ist Weco mit seinen insgesamt 280 Beschäftigten
der letzte große Pyrotechnik-Hersteller in Deutschland. Zu den Wettbewerbern
gehören die Feuerwerkhändler Nico aus Berlin, Comet aus Bremerhaven; in Freiberg
(Sachsen) gibt es mit der FKF GmbH noch einen kleinen Produzenten.
Im Feuerwerksgeschäft stellen die Firmen dem Handel eine Menge bereit, die
an den letzten drei Verkaufstagen des Jahres veräußert werden darf. Was dann
nicht verkauft ist, geht zurück an die Feuerwerksfirmen.
Zuletzt gab es kaum noch Retouren
Ob die zusätzliche Pyrotechnik-Menge in den Supermärkten, Discountern und
anderen Verkaufspunkten tatsächlich gut verkauft wird, ist noch unklar. In den
Jahren vor Corona lag die Retourenquote bei einem Fünftel - so viel mussten die
Feuerwerksfirmen also wieder zurücknehmen. Nach den Coronajahren, in denen
Feuerwerk Silvester 2020 und 2021 verboten war, sei die Retourenquote aber fast
bei null gewesen, so Gerstmeier. "In vielen Geschäften war die Ware schon am
ersten Verkaufstag ausverkauft."
Der Weco-Vertriebsleiter schränkt allerdings ein, dass die Verkaufsprognose
in diesem Jahr schwierig sei, schließlich trübten die allgemeine
Konjunkturschwäche und die Sorgen um Arbeitsplätze die Stimmung bei vielen
Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Preise für das Feuerwerk sind nach
Angaben von Gerstmeier gestiegen, da die Frachtraten für die Importe aus China
teuer geworden seien.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten habe er aber keine Bedenken für das
Geschäft seiner Firma, denn mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte lasse sich
die Faustregel ableiten: "Umso knapper die Kassen sind, desto mehr Feuerwerk
wird gekauft - viele Menschen finden das sehr wichtig, um mit dem alten Jahr gut
abzuschließen und das neue Jahr gut zu beginnen."
Kritik an Böllerei
Umweltschützer sehen Feuerwerk kritisch, weil dadurch Feinstaub freigesetzt
wird und Müll entsteht. Weco hat nach eigenen Angaben weitgehend von Kunststoff
auf Papier und Pappe umgestellt, um den Plastikabfall zu minimieren.
Tierschützer wiederum warnen vor den Folgen des Krachs und der Feuerwerkslichter
für Vögel und Wildtiere, die dadurch aufgescheucht werden und sich verletzen
oder deren Winterschlaf gestört wird./wdw/DP/zb