dpa-AFX: US-Regierung: Zoll-Ausnahme für Elektronik nur vorübergehend
WASHINGTON (dpa-AFX) - Kaum von Sonderzöllen befreit, stehen Smartphones,
Laptops und andere wichtige Elektronikprodukte direkt wieder im Visier der
US-Regierung. Nach Angaben von US-Handelsminister Howard Lutnick sollen die
gerade erst ausgenommenen Produktgruppen bald erneut mit Zusatzzöllen belegt
werden. Auf die Frage beim Sender ABC News, ob die aktuelle Ausnahme nur
temporär sei, antwortete Lutnick: "Das ist richtig." US-Medien hatten bereits
spekuliert, dass es sich bei der Erleichterung nur um eine Gnadenfrist handeln
könnte.
Erst kurz zuvor hatte die US-Regierung Erleichterung geschaffen, indem sie
bestimmte Elektronikprodukte von bereits angekündigten Sonderzöllen - auch gegen
China - vorerst ausgenommen hatte. Von der Erleichterung profitiert neben
anderen US-Unternehmen besonders Apple : Die weitaus meisten
iPhones und andere Geräte des Konzerns werden in der Volksrepublik gebaut, auch
wenn in den vergangenen Jahren die Produktion in Vietnam und Indien ausgebaut
wurde.
Neue Zölle "wahrscheinlich in ein oder zwei Monaten"
Die betroffenen Produktgruppen seien lediglich von den sogenannten
reziproken Zöllen ausgenommen worden, betonte der Minister nun. Tatsächlich
würden sie jedoch bald unter neue sektorale Zölle im Bereich Halbleiter fallen.
"Wir müssen diese Dinge in Amerika herstellen lassen", sagte Lutnick. "Wir
können uns bei grundlegenden Dingen, die wir brauchen, nicht auf das Ausland
verlassen." Deswegen werde US-Präsident Donald Trump in Kürze neue Zölle
verkünden - "die wahrscheinlich in ein oder zwei Monaten kommen werden".
Neben Elektronikgeräten und Halbleitern seien davon auch pharmazeutische
Produkte betroffen, erklärte Lutnick. Er hat sich bereits früher dafür
ausgesprochen, iPhones künftig in den USA fertigen zu lassen, mit Hilfe von
Robotern. Branchenexperten halten dies jedoch für schwer umsetzbar: Es fehle an
den nötigen Zulieferern und Fachkräften. Zudem würde eine Produktion in den USA
die Geräte wohl erheblich verteuern.
Trumps Kurs sorgt für Unsicherheit
Es ist ein weiteres Beispiel für Trumps handelspolitischen Zickzackkurs, der
sowohl internationale Märkte als auch US-Unternehmen und Verbraucher in
Unsicherheit stürzt. Noch vor der Verkündung der Ausnahmen bei Elektronik war
der US-Präsident gegenüber vielen Handelspartnern zurückgerudert und hatte Teile
von zuvor groß angekündigten Sonderzöllen für 90 Tage ausgesetzt.
Gleichzeitig verschärfte er den Kurs gegenüber Peking: Die USA verlangen
inzwischen zusätzliche Abgaben von bis zu 145 Prozent auf Einfuhren aus China.
Peking wiederum reagierte mit Gegenzöllen in Höhe von 125 Prozent auf
US-Produkte./gei/DP/he